Die Bedeutung eines strukturierten Mängelmanagements für den Erfolg von Bauwerken
Das Thema Mängelmanagement nimmt auf der Baustelle einen immer höheren Stellenwert ein. Qualität wird auch auf der Baustelle großgeschrieben, zumal mangelnde Qualität bei der Bauausführung auch hohe Folgekosten nach sich ziehen kann. Daher versucht man, die Mängel so früh wie möglich – auf jeden Fall noch in der Gewährleistungsphase – zu entdecken und dauerhaft abzustellen. Doch was verbirgt sich dahinter und wie kann man es optimal organisieren?
Die wichtigsten Fakten zum Mängelmanagement
Nachfolgend gehen wir auf die wichtigsten Fakten ein. Wir dürfen keine Rechtsberatung geben und beziehen uns auf rechtliche Grundlagen und Definitionen. Daraus ergibt sich automatisch der korrekte Informationsgehalt.
Gesetzliche Grundlage:
Nach dem Gesetz ist „das Werk ist frei von Sachmängeln, wenn es die vereinbarte Beschaffenheit hat.“ (§ 633 Abs. 2 BGB). Das setzt natürlich voraus, dass eine Beschaffenheit vereinbart ist.
Definition Mängelmanagement am Bau:
Mängelmanagement auf einer Baustelle bezieht sich auf den Prozess der Identifizierung, Erfassung, Bewertung, Verfolgung und Behebung von Mängeln oder Fehlern während eines Bauprojekts. Es umfasst alle Maßnahmen, die ergriffen werden, um die Qualität der Arbeit sicherzustellen und sicherzustellen, dass die fertige Konstruktion den vereinbarten Spezifikationen und Standards entspricht.
So wird ein korrektes Management für Mängel durchgeführt:
Das Mängelmanagement beginnt in der Regel mit der systematischen Überwachung und Inspektion der Baustelle, um Mängel frühzeitig erfassen zu können. Wenn ein Mangel identifiziert wird, wird er direkt vor Ort dokumentiert, indem unter anderem Fotos, Beschreibungen oder Messungen verwendet werden. Hierbei handelt es sich um ein digitales Management, da alles in einer Mängelmanagement-Software festgehalten wird. Anschließend erfolgt die Bewertung des Mangels, um festzustellen, welchen Einfluss er auf die Qualität, die Sicherheit oder die Fertigstellung des Projekts haben könnte.
Nach der Bewertung werden Maßnahmen ergriffen, um den Mangel zu beheben. Dies kann die Kommunikation mit den beteiligten Parteien, wie dem Auftragnehmer, den Subunternehmern oder den Lieferanten, beinhalten, um die erforderlichen Korrekturmaßnahmen zu planen und umzusetzen. Das Mängelmanagement beinhaltet auch die Verfolgung des Fortschritts bei der Behebung der Mängel, um sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß behoben werden.
Ein effektives Mängelmanagement ist entscheidend, um die Qualität und Integrität eines Bauprojekts sicherzustellen. Es trägt dazu bei, Verzögerungen, zusätzliche Kosten und potenzielle Sicherheitsrisiken zu minimieren. Ferner ermöglicht es eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und Standards, um zukünftige Mängel zu vermeiden und die Gesamtqualität von Bauprojekten zu verbessern.
Folgende Mängeltypen gibt es:
Nachfolgend gehen wir auf die Mängeltypen ein und erklären diese. Hierbei ziehen wir das Mängelmanagement auf der Baustelle als Beispiel heran.
Substanzielle Mängel ↔ optische Mängel: Substanzielle Mängel betreffen die grundlegende Funktionalität, Stabilität oder Sicherheit eines Bauwerks. Sie können erhebliche Auswirkungen auf die Verwendung des Gebäudes haben. Optische Mängel sind hingegen eher ästhetischer Natur und beeinträchtigen die grundlegende Funktionalität nicht, können jedoch das Erscheinungsbild beeinflussen.
Verdeckte Mängel ↔ offensichtliche Mängel: Verdeckte Mängel sind solche, die zum Zeitpunkt der Abnahme oder des sichtbaren Abschlusses der Arbeiten nicht erkennbar waren. Sie können erst später entdeckt werden, wenn sie sich durch Symptome oder Schäden bemerkbar machen, z.B. durch Setzungen oder Schimmel. Ob es sich um einen arglistig verschwiegenen Mangel handelt, klärt sich meist automatisch. Offensichtliche Mängel sind dagegen direkt sichtbar oder erkennbar und können bereits während der Bauausführung oder bei der Inspektion erkannt werden.
Konstruktive Mängel ↔ Ausführungsmängel: Konstruktive Mängel (Planungsfehler) beziehen sich auf Fehler oder Defizite im Entwurf oder der Planung des Bauwerks. Sie können etwa fehlerhafte Statik, unzureichende Tragfähigkeit oder ungenügende Bauteilauslegung umfassen. Ausführungsmängel hingegen treten auf, wenn die Bauarbeiten nicht gemäß den technischen Spezifikationen, Normen oder Vertragsbedingungen ausgeführt wurden. Dies können etwa unsachgemäße Installationen, unzureichende Verarbeitungsqualität oder Materialfehler sein.
Systematische Mängel ↔ zufällige Mängel: Systematische Mängel sind wiederkehrende oder wiederholte Fehler, die auf Mängel in den Prozessen, Arbeitsabläufen oder der Qualitätssicherung hinweisen. Sie können auf organisatorische oder strukturelle Probleme hinweisen, die behoben werden müssen. Zufällige Mängel hingegen sind einzelne oder isolierte Fehler, die nicht auf systematische Probleme hindeuten und möglicherweise auf unvorhersehbare Umstände oder individuelles Versagen zurückzuführen sind.
Sollte eine bauausführende Firma den Eindruck haben, dass die Planung im Nachhinein zu Mängeln führen kann, oder anderweitige Bedenken gegen die Art der Bauausführung haben sollte, so sollte eine Bedenkenanzeige nach VOB § 4 Abs. 3 stellen, um sich rechtlich abzusichern.
Gibt es mängelfrei arbeitende Firmen?
Mängel wird es bei der Erstellung von Bauwerken immer geben. Wer behauptet, dass es auf seiner Baustelle keine Mängel gibt, kennt die Realität nicht. Umso wichtiger ist es, dass man mit den Mängeln transparent und offen umgeht und sie strukturiert erfasst und abarbeitet. Nach der Beseitigung der Mängel sollte eine Nachbereitung erfolgen, und dabei sollte die Frage im Vordergrund stehen, wie man diese Mängel in Zukunft vermeidet. Dazu setzen viele bauausführende Firmen bereits Checklisten ein, die im Vorfeld vor „Stolperfallen“ warnen und eine bessere Qualität des Bauwerks zum Ziel haben.
Das Thema Mängelmanagement / Mängelverfolgung ist prädestiniert, um es softwaregestützt durchzuführen. Wie man einen Projektraum / Common Data Environment (CDE) für die strukturierte Erfassung und Abarbeitung nutzen kann, erfahren Sie in unserem nächsten Artikel.